MAN KANN NICHT AN DER ZEIT VORBEI

Im letzten Jahr hat die oberösterreichische Künstlerin Evelyn Kreinecker die Serie „Wegstücke“ geschaffen, eine Serie über Wege, die Menschen gehen, überall auf der Welt und aus unterschiedlichsten Gründen zu verschiedensten Zielen - Alltägliche, Notgedrungene, Beglückende, Suchende Wege. Es sind Momentaufnahmen, die Geschichten erzählen und Fragen stellen.

MAN KANN NICHT AN DER ZEIT VORBEI

von Evelyn Kreinecker


Evelyn Kreinecker lebt und arbeitet in Prambachkirchen, OÖ.

Es sind vor allem Beobachtungen oder Betrachtungen auf die meine künstlerische Arbeit basiert. In gewisser Weise ist es eine Recherche und Untersuchung, immer ausgehend von der Realität, dem was geschieht, dem was umgeht und dem was abgeht. Der Versuch, Zusammenhänge durch zeichnerisches und malerisches Erfassen zu zeigen, zu verstehen und zu ergründen und in einer künstlerischen Wahrnehmung zu reflektieren.Dabei wachsen Fragen. Keine Antworten.
Im letzten Jahr sind die „Wegstücke“ entstanden, eine Serie über Wege, die Menschen gehen. Überall auf der Welt und aus unterschiedlichsten Gründen zu verschiedensten Zielen - Alltägliche, Notgedrungene, Beglückende, Suchende.
Es sind Momentaufnahmen, die Geschichten erzählen und Fragen stellen.
Welche Wege können wir gehen, dürfen wir gehen, müssen wir gehen?
Welche Wege stehen uns offen, welche sind uns verwehrt?
Welche Wege stehen anderen offen, welche sind ihnen verwehrt?
Wohin sind wir unterwegs?
Was bewegt uns?


Aufbruchgeschichten, Pilgerreisen, Wallfahren – eigentlich Menschheitsmythen, Urerfahrungen die zunächst einmal positiv konnotiert sind. Wenn es um uns geht. Um unsere Kultur. Um unsere Traditionen. Um unsere Erzählungen.
Was beunruhigt uns, wenn wer jetzt Menschen auf dem Weg sehen?Was verbinden wir jetzt damit?Welche Erfahrungen verknüpfen wir mit diesen Bildern?Welche Ängste lösen sie aus?
In der Rezeption dieser Bilder zeigt sich zugleich welche Stereotypen zur Zeit entstehen. Ist jeder gehende Mensch mit Rucksack ein Flüchtling – oder geht er einfach wandern? Ist jeder Mensch mit fremden Gesichtszügen auf dem Weg nach Europa – oder er geht er einfach zur Arbeit? Was passiert gerade in unseren Köpfen? Wohin verändern wir uns? Wollen wir das?
Und darf ich das als Künstlerin überhaupt, solche Fragen stellen, diese Themen besetzen? Ist es eine nicht legitime Aneignung, eine Verzweckung? Dem Vorwurf nur aktuell sein zu wollen, um Trends abzubilden, ist man schnell ausgesetzt und der Künstler als Seismograph längst abgedroschen.
Und dennoch „kann man nicht an der Zeit vorbei“.

Der Leiter der Frankfurter Städelschule, Professor Nikolaus Hirsch, sagt in einem Interview auf die Frage, was die Gesellschaft von den Künstlern erwarten kann:
„Vielleicht eine Rolle als Sensorium für neue Fragen und Ungewissheiten oder die Verstärkung von Ungewissheiten. … Ich glaube, dass es im Idealfall eher darum geht, eine Art von Differenz herzustellen, so dass der Betrachter für sich neue Fragen aufwirft und vielleicht auch ein bisschen unsicher wird, was Wahrnehmung letztlich ist.“

In gewisser Weise geschieht dieses Infragestellen und Irritieren auch in dem Animationsfilm „Wegstücke“. Mit Kohle auf demselben Stück Leinwand gezeichnet wachsen Szenen, die sich immer wieder verändern, überlagern und wieder verschwinden bis schließlich nur noch Spuren bleiben.
Gezeichnet wurde dieser Film im Museum Angerlehner im Zusammenhang mit einer Präsentation von Arbeiten bei der langen Nacht der Museen 2016. Die nächste Gelegenheit den Film und Arbeiten aus der Serie „Wegstücke“ zu sehen, ist das von Johannes Angerbauer initiierte Ausstellungsprojekt „HUMAN_gold“ auf der Empore des Design Centers Linz von 27. September bis 13. Oktober 2017.

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