@ Museum Angerlehner

Die Künstlerin Brigitte Mikl Bruckner im Gespräch mit der Kuratorin Gabriele Baumgartner

Gespräch anlässlich der Salonausstellung "Lyrische Momente" von Brigitte Mikl Bruckner mit der Kuratorin Gabriele Baumgartner

GB: In der Ausstellung "Lyrische Momente" im Salon und Foyer des Museum Angerlehner werden zum ersten Mal ausschließlich deine Landschaftserzählungen der letzten Jahre in den Fokus gestellt. Lange Zeit war die Darstellung der Landschaft nicht gleichrangig mit deinen Stillleben der Sakkos, Schuhe und Gegenstände, die dich umgeben, genauso wie die Atelieransichten und Blumenstillleben. Wieso hat sich das in den letzten Jahren so stark geändert, sodass nun die "Landschaft" eines deiner wichtigsten Themen wurde? Christine Haiden hat es in ihrer Eröffnungsrede im Museum Angerlehner auch so treffend formuliert: Brigitte Mikl Bruckner biedert sich mit ihren Arbeiten nicht dem Zeitgeist an, aber auch nicht dem Kunstmarkt. Sie macht, was sie will, vielleicht auch muss, was aber jedenfalls das Ihre ist. Auf eine besondere Weise sind so die Künstlerin und das, was sie macht, eins.


BMB: Ich liebe die Natur und die Freiheit, die sie mir schenkt, die Veränderung – Stimmung mit der sie mich immer wieder aufs Neue überrascht, der Wunsch sie festzuhalten und als erlebtes Ganzes in meinen Bildern widerzuspiegeln. Und immer wieder muss ich – will ich das Gleiche, oder denselben Anblick – das auserkorene Motiv – malen. Die Serie macht die Landschaft oft zum Ganzen; der täglich neue Blick – gepaart mit Struktur und Unbeschwertheit – mein Anliegen – der Versuch – das Bild – Beständigkeit als Variation, als Vertrauen.
Die Spannung der Stillleben erzeuge und entscheide ich, jetzt trau ich mich mehr, die Erfahrung macht mir Mut – und lasse mich in meiner Malerei immer öfter auf die unbeherrschte Spannung der Natur, der Landschaft ein. Der gespannte Bogen der Natur ist ein Geschenk an meine Bilderwelt.

GB: Du kehrst immer wieder an bestimmte Orte zurück und schilderst sie in deinen Arbeiten aus einem anderen Blickwinkel, zu unterschiedlicher Tageszeit und Jahreszeit oder Wetterbedingung. Ein wiederkehrendes Thema sind unter anderem der Blick aus deinem temporären Atelier auf den Berg in Altenmarkt am Zauchensee, das Meer und die Umgebung Grados und dein Garten in Wörterberg. Was reizt dich daran, immer wieder von deiner Sicht darauf auf andere Weise zu erzählen?

BMB: Die Sehnsucht des Wiedersehens, die Erinnerung an die gemalten Bilder mit der neuen Chance die Landschaft der vertrauten Orte für mich wieder neu zu erfinden – wieder zu malen.
Oft interessiert mich, wie sich in der vertrauten Landschaft immer wieder neue Blickwinkel, fast Sichtweisen auftun, andere Stellen wichtig werden. Wenn etwas Neues, ein Felsen, eine Böschung, die Variationen der Farbe des Wassers sich zu einer neuen Herausforderung für mich aufbaut – mit Vergnügen nehme ich diese an.

GB: Otto Breicha schrieb 1998 über dich und deine Stillleben: "Wenn man sie hartnäckig befragt, gibt sie zu, dass es ihr irgendwie um das so genannte Wesen der Dinge geht. Nicht nur auch, sondern vor allem". Christine Haiden nahm auch in ihrer Rede den Faden auf und bemerkte: Mir scheint, dass die Arbeiten von Brigitte Mikl Bruckner sich mit großem Gespür dem widmen, was heute dringlicher denn je scheint: Jedem Wesen, jedem Sein das Eigene zu lassen, zu versuchen, es zu erfassen, in einen Dialog mit ihm zu kommen, ob Wasser, Berg, Stein, Pflanze oder Tier. Und das nicht verkniffen oder mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Lust und Schwung, mit pragmatischer Handwerkskunst und poetischer Freude.

BMB: Das Wesen der Dinge – mit der Leichtigkeit und dem in sich Ruhen. Kraftvoll darauf hin zu gehen – mit Respekt sie zu beobachten – so möchte ich malen, meine Blumen, die Schuhe, ferne Landschaften – und die sich daraus entwickelnde intime Nähe – ja, das Wesen der Dinge

GB: Betrachtet man deine malerische Handschrift der letzten zehn Jahre, wird einem bewusst, wie sehr du inzwischen die Leinwand "stehen" lässt und einmal mit kräftigen, dann wieder sehr zarten Pinselstrichen das für dich Essentielle herausarbeitest. Der Eindruck und Ausdruck deiner Landschaften vermittelt dadurch für den Betrachter noch eine stärkere Freiheit und Leichtigkeit. Ist das überinterpretiert von mir als Betrachterin oder hast du in den letzten Jahren für dich selbst eine andere Herangehensweise gewählt?

BMB: Die Art und Weise der Pinselstriche variiert abhängig vom Motiv – oft verändert sich die Situation – der Wind, die Sonne, der Wellengang, selbst die Geräusche fließen ein.
Bei den sogenannten frühen, fast ausschließlich im Atelier entstandenen Bildern, war eine Verlängerung eines statischen Zustandes leichter zu erreichen, was oft zu einem Verdichten der Malerei geführt hat.
Oft hat mich die Lust des Pinselns erfasst, die Lust nicht aufzuhören und letztendlich zuviel des Guten – der alte Spruch, man sollte aufhören, wenn‘s am schönsten ist.
Vieles sollte einfach im Raum stehen bleiben, dass wünsch‘ ich meinen Bildern. Al dente.

GB: Du giltst jetzt mittlerweile seit Jahren auch als "Bergmalerin", da vor allem in den Galerien der letzten Jahre sehr häufig deine Salzburger Bergansichten gezeigt wurden. Ein anderer "Bergmaler", Herbert Brandl, stellt gerade im Belvedere auch wieder neue Bergbilder aus. Seine Herangehensweise ist aber eine andere als deine. Wie siehst du eure unterschiedlichen Auffassungen?


BMB: Mir gefallen seine männlich dominierten Berge gut. Meine sind die weibliche Sicht – ich bin nicht unisex.

GB: In deiner künstlerischen Arbeit ist immer wieder von Momentaufnahmen oder Screenshots die Rede.

BMB: Es ist ein malerisches Anliegen, das Atmen spüren zu lassen und nicht das Festhalten am Starren.

GB: In den letzten Jahren betitelst du deine Arbeiten auch immer wieder mit Aussagen wie: Morgenstunde, Millstätter See - Das erste Bild, Wintersonnenwende, Spiegelglatt, In der Stille der Natur, … usw. – im Gegensatz zu den älteren Landschaften, die häufig ausschließlich mit Berglandschaft, Schneelandschaft, Velden betitelt wurden. Wodurch hat sich das geändert? Gibst du damit auch ein Stück mehr von dir preis?

BMB: Die Lust an der Sprache ist geweckt durch die innigere Verbindung mit meinen Arbeiten aus der letzten Zeit.

GB: Nur wenig hast du leider früher geschrieben oder dich auch schriftlich geäußert. Nun aber greifst du immer öfter zum Stift, um auch kurze Sätze, Worte, Wortfetzen oder Aphorismen zu bestimmten Erlebnissen und Eindrücken zu schildern. Es ist für den Betrachter eine weitere interessante Information und gibt auch oft dem Bild eine andere Bedeutung. Aber wie wichtig ist der Betrachter? Spielt er in deinem Malprozess überhaupt eine Rolle?

BMB: Der Betrachter ist mir wichtig, ist letztendlich ein Vertrauter, man geht ein Stück der Weges gemeinsam – man teilt eine Erfahrung, durch das Reflektieren des Betrachters öffnen sich mir Sichtweisen – ein Geschenk.
Ein Bild selbst zu beschreiben, Sätze dazu zu formulieren, vollenden Manches – im Idealfall eine Symbiose.


Vielen Dank an Gabriele Baumgartner und Brigitte Mikl Bruckner für das Gespräch!


Mehr Infos zur Künstlerin finden Sie unter: www.brigitte-mikl-bruckner.com


Titelbild ©Claudia Dorninger-Lehner

Fotos in der Galerie:Portraits von ©Claudia Dorninger-Lehner und ©GeWalt, Ausstellungsansichten ©Museum Angerlehner

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