DIE VENUS IST GEKOMMEN

Billi Thanner - Eine zeitgenössische Aktionistin im Interview mit der Kuratorin der Ausstellung "Die Venus ist gekommen" im Museum Angerlehner, Gabriele Baumgartner. 

Die Künstlerin spricht über ihre Vielseitigkeit, den Stellenwert von Mut, die Einbeziehung des Betrachters in ihre Kunst und Schutzmasken für Bäume.


DIE VENUS IST GEKOMMEN

BILLI THANNER - EINE ZEITGENÖSSISCHE AKTIONISTIN IM INTERVIEW


Du giltst als Protagonistin einer neuen Generation von zeitgenössischen Aktionisten, die mit ihren konzeptuellen Arbeiten gesellschafts- und umweltpolitische Themen ansprechen, der sich die heutige Gesellschaft stellen soll und muss. Dabei bist du in deiner Ausdrucksweise sehr vielfältig: Du malst, schaffst Skulpturen, inszenierst Rauminstallationen und oft begleitet eine Performance die Werkgruppe. Wie wichtig ist dir die Freiheit sich in so vielen verschiedenen Medien auszudrücken, um aufzudecken, aufzurütteln oder vielleicht sogar zu schockieren?


Am Anfang hat man eine Idee … dann versuche ich, wie jetzt bei der Ausstellung im Museum Angerlehner mit "Die Venus ist gekommen" so nahe wie es nur geht was ich mir vorstelle, auch so darzustellen. Hier eignet sich eine Performance perfekt dazu. In weiteren Arbeiten, wie im Moca Museum in Peking, ging es um die Smog Problematik dieser Welt. "No air no art" - nenne ich das fortlaufende Projekt. Am Anfang empfand ich es als ausreichend Schutzmasken für Bäume zu bauen, aber ein Jahr später war mir dies zu wenig. Ich drehte zur Performance ein Video mit über 20 SchauspielerInnen. Für mich gibt es nichts anderes. Ich kann mich nicht mit nur einer Art der Darstellung zufrieden geben und wenn doch, dann passiert es eher sehr, sehr selten.


Wie wichtig ist für dich die Rolle des Betrachters?


Der Betrachter ist das Wichtigste! Es kommt ja nach der getaner Arbeit als Vollendung des Kunstwerks dazu. Sobald es eine Meinung des Betrachters gibt, kannst du dir sicher sein, dass deine Arbeit einen Sinn erfüllt.Wenn einem Künstler egal ist was der Betrachter sieht, denkt, empfindet, so zeigt es von großer Respektlosigkeit. Es darf dir nie egal sein was der Betrachter sieht, ob im positiven oder negativen Sinne! Ein Betrachter ist der Spiegel des Kunstwerks!


Kann der / die aktionistische KünstlerIn auch als Seismograph der Gesellschaft verstanden werden?


Die Aktionisten haben ihre Arbeit, bevor ich auf die Welt kam, schon grandios gemeistert. Sogar dieDadaisten, noch vor den Aktionisten, haben sich so viel getraut. Darum geht es ja: dass man sich was traut. Mut und ein aktionistischer Künstler sind die besten Freunde. Ohne Mut geht da gar nichts. Auch heute polarisieren Aktionisten, obwohl es gar nicht so viele mutige Künstler mehr gibt. Unsere Generationen sind für ein Erdbeben mehr oder weniger verweichlicht. Es ist eine unglaubliche Wiederholung geboten, die einen Kenner der Kunstgeschichte sehr auf die Nerven gehen kann. Ich würde mir wünschen, dass es ein Beben in der Kunst gäbe und keine gespielte Handlung, kein Aufgreifen von Themen wie Flüchtlings- oder Umweltproblematiken nur auf Grund des Gefallens wegen, weil das gerade so hip ist. Es ist dann besser, es ganz sein zu lassen.


Ein besonderes Charakteristikum ist das Arbeiten in Serien, wo du einen bestimmten Aspekt herausnimmst und ihn von allen Seiten her beleuchtest. Im Museum Angerlehner wird im Mai deine neueste Werkgruppe "Die Venus ist gekommen" im Salon präsentiert, die sich mit dem Rollenbild der Venus auseinandersetzt. Im Foyer werden zwei Arbeiten aus deiner vorangegangenen Gruppe "Kommende Venus" aus dem Jahr 2008 gezeigt, wobei das querformatige Bild "Meine Freundinnen" das Hauptwerk deiner neuen Serie in der Komposition vorweg nimmt. Das Thema der Venus ist also ein wiederkehrendes in deinem Oeuvre. Welche spezifischen Fragen möchtest du dem Betrachter damit aufzeigen?


Die „Kommende Venus“ habe ich 2008 als eine Serie mit 18 Arbeiten begonnen. Die Titel erzählen über die Entwicklung der Frauen von der Antike bis ins Heute des westlichen Europa. Die 18. Arbeit ist das 4 x 2 Meter große Leinwandbild, das 11 Frauen aus unserer Zeit zeigt. Die Ausstellung sagt - die Venus ist gekommen - so ist das Bild von 2008 der Leitfaden der jetzigen Ausstellung. Die Protagonisten in der Performance auf der Bühne erläutern noch zusätzlich durch Sprache, Tanz und Gesang, worum es mir geht. Ich freue mich jetzt schon auf die Eröffnung. Es wird sehr aufregend, denn es wird eine Liveperformance und wir proben nicht.


Ironie scheint ein wichtiger Punkt in deinem Schaffen zu sein?


Natürlich wichtig, denn wie sonst willst du etwas darstellen, ohne jemanden direkt zu beleidigen. Das will ich nicht. Also statt zu beleidigen, bin ich lieber zweideutig, ironisch und humorvoll.


Liebe Billi, danke für das Gespräch.

Adresse

Museum Angerlehner

Ascheter Str. 54, 4600 Thalheim bei Wels

 

   07242/224422-0

  office@museum-angerlehner.at

Öffnungszeiten

Montag - Freitag auf Anfrage (nur für Gruppen)

Samstag 14:00 - 18:00

Sonntag 10:00 - 18:00

Das Obergeschoss (Galerie- & Grafikräume) des Museum Angerlehner befindet sich bis 27.04.2024 im Ausstellungsumbau. Die große Ausstellungshalle, der Salon und deren Ausstellungen sind von diesem Umbau nicht betroffen und können zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

Informationen zu Cookies und Datenschutz

Diese Website verwendet Cookies. Dabei handelt es sich um kleine Textdateien, die mit Hilfe des Browsers auf Ihrem Endgerät abgelegt werden. Sie richten keinen Schaden an.

Cookies, die unbedingt für das Funktionieren der Website erforderlich sind, setzen wir gemäß Art 6 Abs. 1 lit b) DSGVO (Rechtsgrundlage) ein. Alle anderen Cookies werden nur verwendet, sofern Sie gemäß Art 6 Abs. 1 lit a) DSGVO (Rechtsgrundlage) einwilligen.


Sie haben das Recht, Ihre Einwilligung jederzeit zu widerrufen. Durch den Widerruf der Einwilligung wird die Rechtmäßigkeit der aufgrund der Einwilligung bis zum Widerruf erfolgten Verarbeitung nicht berührt. Sie sind nicht verpflichtet, eine Einwilligung zu erteilen und Sie können die Dienste der Website auch nutzen, wenn Sie Ihre Einwilligung nicht erteilen oder widerrufen. Es kann jedoch sein, dass die Funktionsfähigkeit der Website eingeschränkt ist, wenn Sie Ihre Einwilligung widerrufen oder einschränken.


Das Informationsangebot dieser Website richtet sich nicht an Kinder und Personen, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.


Um Ihre Einwilligung zu widerrufen oder auf gewisse Cookies einzuschränken, haben Sie insbesondere folgende Möglichkeiten:

Notwendige Cookies:

Die Website kann die folgenden, für die Website essentiellen, Cookies zum Einsatz bringen:


Optionale Cookies zu Marketing- und Analysezwecken:


Cookies, die zu Marketing- und Analysezwecken gesetzt werden, werden zumeist länger als die jeweilige Session gespeichert; die konkrete Speicherdauer ist dem jeweiligen Informationsangebot des Anbieters zu entnehmen.

Weitere Informationen zur Verwendung von personenbezogenen Daten im Zusammenhang mit der Nutzung dieser Website finden Sie in unserer Datenschutzerklärung gemäß Art 13 DSGVO.